Ein kleiner Bericht aus der Wutachschlucht am 31.08.2025
Bilder von dieser Exkursion:
Endlich fand sie statt, die Wanderung in und durch die Wutachschlucht. Bereits 2024 war sie im Wanderplan, konnte aber leider nicht stattfinden und wurde für dieses Jahr 2025 erneut im Wanderplan aufgenommen.
Organisiert wurde sie von Martina & Rolf und die organisierten einen ehemaligen Wutachranger, der uns diese einmalige und eindrucksvolle Schlucht dann zeigte.
Martin Schwenninger war von 2004 bis 2023 „der Wutachranger“ und als gebürtige Bonndorfer (Jahrgang 1957) kennt er natürlich das Gebiet wie seine sprichwörtliche Westentasche.
Martin war Förster von Beruf und ist außerdem der 1. Vorsitzende des Schwarzwaldverein Bonndorf, die u.a. für die Wege in der Wutachschlucht ehrenamtlich verantwortlich sind.
Nachdem alle 18 Teilnahmer plus zwei Kleinkindern am Startpunkt Wutachmühle angekommen waren wurde nach einer kurzen Begrüßung durch Martina & Rolf sowie Martin kurz der Tagesablauf vorgestellt und dann ging es auch gleich zur Bushaltestelle, denn zunächst fuhren wir erst mit einem Bus zum eigentlichen Start der Wanderung am Eingang der Lotenbachklamm.
Hier mussten als erstes ca. 150 Höhenmeter abwärts bis zur Wutach und weiter bis zur Schattenmühle bewältigt werden. Wir hatten zwar Glück mit dem Wettergott, denn von oben blieben wir den ganzen Tag über trocken ken, aber das es in den Tagen zuvor ausgiebig geregnet hatte, war der Wanderpfad nass und teilweise äußerst rutschig. Aber alle Teilnehmer schafften unfallfrei diese erste Etappe.
Die Wutach beginnt ihren Weg ganz harmlos beim Feldsee (östlich unterhalb vom Feldberg), den sie als Seebach verlässt. Sie durchfließt den Titisee und wird dann „Gutach“ genannt, bis sie sich mit der Haslach (die nahe Lenzkirch, südlich vom Titisee entspringt) und dem romantischen Rötenbach, der von Norden kommt, zur Wutach vereinigt. Alsbald schäumt sie durch einen tiefen Graben, eine Schlucht, einen Canon, steht (seit 1928) streng unter Naturschutz und ist bei allen Naturfreunden berühmt.
„Die Wutachschlucht ist ein Engtal im Verlauf der oberen Wutach mit drei schluchtartigen Abschnitten, deren unterster auch als Wutachflühen bekannt ist. Sie durchschneidet die südliche Baar vom östlichen Hochschwarzwald ostwärts bis an den Trauf der Schwäbischen Alb, die hier in den Randen übergeht.
Die 60 bis 170 Meter tiefen Schluchten erstrecken sich (ohne Nebenschluchten) über 33 Flusskilometer und sind in vieler Hinsicht bemerkenswert. Ihre geologisch junge, prototypische und anschaulich fortwährende Entstehung bringt eine große Vielfalt an Geo- und Biotopen hervor und ermöglicht einen entsprechenden Reichtum an Tier- und Pflanzenarten. Die Schluchten sind touristisch stark frequentiert und spielten auch eine wichtige Rolle bei der Etablierung des Naturschutzgedankens im südwestlichen Deutschland. Die Wutachschlucht ist Teil des Naturparks Südschwarzwald und steht als ausgewiesenes Naturschutzgebiet sowie als Bestandteil des Europäischen Vogelschutzgebiets Wutach und Baaralb unter besonderem Schutz.“
Quelle: Wikipedia
Von der Schattenmühle ging es weiter auf urwüchsigen Pfaden der Wutach entlang … und wir erreichten kurz nach dem Dietfurter Wasserfall eine Bergwiese mit zwei Holztischen samt Bänken zur ersten und einzigen Rast während der knapp 17 km langen Wanderung. Hier hatten sich allerdings bereits zwei Schafhirten mitsamt ihrern fünf Schafen zur Rast eingefunden, die uns dann bei unserer Pause unterhielten.
Hier hätten wir dann acuh wieder die Wutach überqueren können, um auf der rechten Bachseite weiter zu wandern, aber aufgrund eines riesigen Erdrutsches im März 2017, wo etwa 50 000 Kubikmeter Felsen und Kies in die Schlucht donnerte und ein Strommast nur noch acht Meter vom Abgrund entfernt stand und von einer Spezialfirma mit Schweißbrenner, Drahtseilen und einem Schlepper Tage später fachgerecht umgelegt werden musste. Ja, diese noch recht junge Schlucht „lebt“ noch und ihr Entstehungsprozess ist noch lange nicht abgeschlossen. Aktuell ist zum Beispiel die L 170 in der Wutachschlucht seit dem 11. August aufgrund massiver Straßenschäden infolge eines Hangrutsches gesperrt. Grund ist die Sanierung der Landstraße zwischen dem Abzweig nach Bonndorf-Boll und der Schattenmühle. Die Sanierung hat am 11. August 2025 begonnen und wird voraussichtlich bis Ende März 2026 dauern. So lange bleibt die Straße voll gesperrt. Auch Radfahrer und Fußgänger können die Baustelle in dieser Zeit nicht passieren.
Ein Problem, mit dem die Straßenbauer in der Wutachschlucht (Kreis Waldshut) seit Jahrzehnten kämpfen. Die Schlucht ist aus der Sicht von Geologen noch vergleichsweise jung. Laut Christine Ernst vom Regierungspräsidium Freiburg gibt es dort seit 20.000 Jahren eine sogenannte Großrutschung, also eine geologische Hangbewegung. Mitten durch die Schlucht führt eine Verbindungsstraße, deren Befestigung und Sicherung eine Daueraufgabe ist. Mehrfach wurden Sicherungspfeiler aufgebracht und rutschende Straßenabschnitt neu asphaltiert – vergeblich. Bei einer Messung hat sich gezeigt, dass ein Straßenabschnitt der Verbindungsstraße bis zu zwei Zentimeter pro Woche den Hang hinab gerutscht war. Als Sofortmaßnahme wurde eine provisorische Entwässerung eingebaut. Der Streckenabschnitt wurde halbseitig gesperrt. Fahrzeuge, die mehr als 3,5 Tonnen wiegen, dürfen die Verbindungsstraße nicht nutzen. „Wir haben zur Überprüfung der Sicherheit Messsysteme eingebaut, die uns immer digital die Werte liefern. Sobald sich der Hang arg oder ruckartig bewegt, werden wir alarmiert“, so Christina Ernst, Projektleiterin Wutachschlucht im Regierungspräsidium Freiburg. Nach umfangreichen Planungen soll am 11. August die Sanierung der Straße beginnen. Sie wird etwa acht Monate dauern und 1,5 Millionen Euro kosten.
An der nächsten Brücke überquerten wir dann aber wieder die Wutach, um danach direkt im alten „Bad Boll“, einem aufgelassenen Weiler, zu landen. Namensgebend ist eine dort erstmals 1467 erwähnte schwefelhaltige Quelle. Mehr über diesen ehemaligen Ort findest Du auf Wikipedia.
Auf dieser rechten Wutachseite wurde der Weg dann wieder immer mehr zu einem Pfad und war phasenweise sehr feucht und schlammig, so dass die Rutschgefahr immer mehr zunahm. An der Schurhammerhütte sammelten wir uns dann erneut. Diese Schutzhütte wurde 1962 zur Erinnerung an den „Vater des Naturschutzgebietes Wutach-Gauchach Schlucht“ erbaut.
Die nächste Besonderheit, die wir danach erreichten, war der Beginn der Wutach-Versickerung. Die Wutach versickert hier im Bereich der Muschelkalkschlucht in ihrem Bett auf einem Streckenabschnitt von ca. 1,5 km. In trockenen Sommern kann es sein dass sie vollständig trocken fällt und oberflächlich nicht mehr vorhanden ist. Der Karstprozess der Mischungskorrosion (Mischung von zwei kalkgesättigten Wässern mit unterschiedlich hohem CaCO3/ CO2- Verhältnis, die dadurch wieder kalkaggressiv werden), führt dazu, dass die Wutach in einem unterirdischen Höhlen- und Kluftsystem weitergeleitet werden kann. Sie geht unterirdisch nicht ihren Vorflutern wie etwa dem Rhein zu, da sie an den Verwerfungsflächen des Lenzkirch- Bonndorfer Grabensystems auf unlösliches granitisches/ gneissisches Grundgebirge stößt und so gewissermaßen gezwungen ist wieder in ihr eigenes Bett zurück zu fließen. Nach ca. 1,5 km tritt die Wutach so wieder zu tage. Sie fließt an der Schichtgrenze von mittlerem- zu unterem Muschelkalk, was teilweise durch den seitlichen Zufluss sehr gut sichtbar ist, wieder zurück in ihr Bett.
Die nächste „Attraktion“ war dann der alte Ruemmelesteg (Brücke). Der Steg hängt einseitig an der Felswand, nachdem der Auflagepfeiler durch mehrere Hochwässer zerstört wurde. Zwischenzeitlich hat die Wutach ihr Flussbett soweit verbreitert und verlagert, dass der Steg nicht mehr genutzt werden kann und flussaufwärts ein neuer Rümmelesteg gebaut wurde. Diese neue Brücke benutzten wir jedenfalls, um erneut die Bachseite der Wutach zu queren und auf der linken Seite ein recht kurzes Stückchen weiter zu wandern. und an der nächsten Brücke wieder die Wutachseite zu wechseln.
Der letzte Abschnitt in der Wutachschlucht führte uns dann zur Mündung der Gauchach in die Wutach, wo der Kanadiersteg über die Wutach führt. Unser Wanderweg führte allerdings nicht über diese Brücke, sondern wir bogen leicht nach rechts ansteigend ab, um nach guten sechs Stunden Wanderung wieder wohlbehalten an der Wutachmühle anzukommen. Hier veranschiedete sich unser Ranger Martin von uns und wir anderen fuhren mit den PKWs nach Aselfingen ins Landgasthaus Scheffellinde zur obligatorischen Schlußeinkehr.
Gegen 20:30 Uhr kamen wir dann alle wieder gut und müde zuhause an. Schön war’s auf jeden Fall und ein ganz großes Dankeschön an Martina & Rolf und an „ihren“ Wutach-Ranger Martin Schwenninger. 🙂